Lustlosigkeit beim Sex: Ursachen und Lösungen
Kennst du das? Du bist eigentlich ziemlich heiß auf deinen Partner, deine Partnerin, ihr habt Bock aufeinander und möchtet gerne miteinander intim sein. Ihr fangt an, aber irgendwie ist auf einmal die Lust weg, und ihr wisst nicht wirklich warum und auch nicht so richtig, wie ihr gut aus dieser Situation wieder rauskommt.
Eine schlechte Lösung wäre:
- Es über sich ergehen lassen:
Viele Menschen, insbesondere Frauen, neigen dazu, Sex einfach geschehen zu lassen, auch wenn sie keine Lust mehr verspüren. Sie trauen sich nicht zu sagen: „Ey Schatz, warte mal, das passt gerade nicht für mich.“ oder „Das fühlt sich gerade nicht mehr richtig gut und stimmig an.“ Stattdessen lassen sie es einfach passieren. Bei Männern ist es oft offensichtlicher, wenn sie keine Lust haben, da es körperlich sichtbar sein kann. Trotzdem gibt es auch Männer, die Sex haben, obwohl sie innerlich nicht bei der Sache sind. Diese Lösung ist für beide Geschlechter problematisch, da sie zu Frustration, Unzufriedenheit und möglicherweise sogar zu langfristigen Nachwirkungen in der Beziehung führen kann. - Abbrechen und die Schuld zuschieben:
Eine weitere schlechte Lösung ist es, die sexuelle Aktivität abrupt abzubrechen und wohlmöglich auch noch deinem Gegenüber die Schuld dafür zu geben. Oft geschieht dies aus einer Enttäuschung über dich selbst heraus, die du aber noch nicht klar erkannt hast. Stattdessen projizierst du dieses Gefühle auf den Partner, die Partnerin und lässt ihn/sie mit einem schlechten Gefühl zurück. Du sagst vielleicht Dinge wie: „Was hast du jetzt gemacht?“ oder „Du bist zu grob“ oder „Du machst dies oder jenes nicht richtig“. Damit gibst du die eigene Unlust quasi als Päckchen an den anderen weiter und lässt ihn/sie mit einem schlechten Gefühl zurück. Diese Reaktion kann sehr verletzend sein und langfristig das Vertrauen und die Intimität in der Beziehung beschädigen.
Ursachen für die Lustlosigkeit beim Sex:
Körperliche Faktoren
a) Hormonelle Veränderungen:
Unser Körper durchläuft ständig hormonelle Schwankungen, die unsere Libido beeinflussen können. Bei Frauen sind diese Veränderungen oft ausgeprägter und können mit dem Menstruationszyklus, der Schwangerschaft oder den Wechseljahren zusammenhängen. In den Wechseljahren beispielsweise erleben viele Frauen Hitzewallungen, Stimmungsschwankungen und vaginale Trockenheit, die alle die Lust auf Sex beeinträchtigen können. Aber auch Männer sind von hormonellen Veränderungen betroffen. Mit zunehmendem Alter kann der Testosteronspiegel sinken, was zu verminderter Libido führen kann.
b) Gesundheitliche Probleme:
Verschiedene gesundheitliche Probleme können die Lust auf Sex beeinträchtigen. Bei Frauen können beispielsweise Myome oder andere Veränderungen in der Gebärmutter zu Schmerzen oder Unbehagen während des Sex führen. Auch Probleme mit der Scheidenfeuchtigkeit können den Sex unangenehm machen. Bei Männern können Erektionsstörungen oder Prostataprobleme die Lust dämpfen. Chronische Erkrankungen wie Diabetes, Herz-Kreislauf-Erkrankungen oder Schilddrüsenprobleme können ebenfalls die Libido beeinflussen.
c) Nebenwirkungen von Medikamenten:
Viele Menschen sind sich nicht bewusst, dass die Medikamente, die sie einnehmen, ihre Libido beeinflussen können. Selbst ein einfaches Schmerzmittel wie Aspirin kann manchmal noch Stunden später Nebenwirkungen haben, die die Lust auf Sex beeinträchtigen. Besonders häufig sind sexuelle Nebenwirkungen bei Antidepressiva, Blutdrucksenkern oder hormonellen Verhütungsmitteln. Es ist wichtig, mit dem Arzt über mögliche sexuelle Nebenwirkungen von Medikamenten zu sprechen und gegebenenfalls Alternativen zu finden.
d) Alkohol- oder Drogenkonsum:
Obwohl Alkohol anfänglich die Hemmungen senken und die Lust steigern kann, kann er bei größeren Mengen zu Müdigkeit und verminderter sexueller Leistungsfähigkeit führen. Ähnliches gilt für verschiedene Drogen. Sie können kurzfristig stimulierend wirken, langfristig aber die Libido und sexuelle Funktion beeinträchtigen.
Emotionaler Stress als Auslöser der Lustlosigkeit beim Sex
a) Ängste und depressive Verstimmungen:
Emotionaler Stress, insbesondere Ängste und depressive Verstimmungen, können das sexuelle Verlangen stark beeinflussen. Oft sind wir uns tagsüber dieser Gefühle nicht bewusst, da wir im „Funktionsmodus“ sind und unsere To-Do-Liste abarbeiten. Erst wenn wir in eine entspannte Situation kommen, wie beim Sex, können diese unterdrückten Gefühle an die Oberfläche kommen. Plötzlich fühlt man sich traurig, ängstlich oder frustriert, ohne genau zu wissen warum. Diese Gefühle können die sexuelle Erregung schnell dämpfen.
b) Aufgestaute Gefühle:
Oft stauen sich im Laufe des Tages oder der Woche Gefühle an, die wir nicht verarbeitet haben. Vielleicht hat uns etwas am Arbeitsplatz geärgert, oder wir hatten einen Streit mit einem Freund. Diese unverarbeiteten Emotionen können sich in intimen Momenten bemerkbar machen. Der Körper nutzt die Entspannung während des Sex, um diese Gefühle zu verarbeiten, was zu einer plötzlichen Unlust führen kann.
c) Allgemeiner Stress:
Unser modernes Leben ist oft von Stress geprägt. Wir haben viele Verpflichtungen, ständige Erreichbarkeit und wenig Zeit zur Entspannung. Dieser chronische Stress kann die Libido stark beeinträchtigen. Paradoxerweise kann Sex für manche Menschen ein guter Weg sein, Stress abzubauen, während er für andere in stressigen Zeiten eher eine zusätzliche Belastung darstellt.
Beziehungsdynamik:
a) Ungelöste Konflikte:
Wenn es in einer Beziehung ungelöste Konflikte gibt, können diese in intimen Momenten plötzlich zwischen den Partnern stehen. Vielleicht hat man tagsüber einen Streit nicht zu Ende geführt oder es gibt langfristige Probleme, die man vor sich herschiebt. In dem Moment, wo man sich eigentlich nahe sein möchte, können diese ungelösten Themen an die Oberfläche kommen und die Lust dämpfen.
b) Mangelnde Kommunikation:
Viele Paare haben Schwierigkeiten, offen über ihre sexuellen Wünsche und Bedürfnisse zu sprechen. Diese mangelnde Kommunikation kann zu Missverständnissen und Enttäuschungen führen. Vielleicht hat ein Partner bestimmte Erwartungen oder Fantasien, traut sich aber nicht, diese zu äußern. Oder man fühlt sich unwohl mit bestimmten Praktiken, spricht es aber nicht an. Diese unausgesprochenen Themen können die sexuelle Harmonie stören.
c) Leistungsdruck und Erwartungen:
In vielen Beziehungen entwickelt sich mit der Zeit ein gewisser Leistungsdruck beim Sex. Man hat das Gefühl, „abliefern“ zu müssen oder den Partner zufriedenstellen zu müssen. Diese Erwartungshaltung kann sehr belastend sein und die natürliche Lust und Spontaneität beim Sex beeinträchtigen. Besonders wenn es in der Vergangenheit Probleme oder Enttäuschungen gab, kann dieser Druck noch verstärkt werden.
d) Mangelnde Intimität außerhalb des Schlafzimmers:
Sex ist oft ein Spiegel der gesamten Beziehung. Wenn es im Alltag an Zärtlichkeit, Aufmerksamkeit und emotionaler Verbundenheit mangelt, kann sich das auch auf das Sexleben auswirken. Paare, die wenig Zeit miteinander verbringen oder sich im Alltag wenig berühren, können Schwierigkeiten haben, im Bett plötzlich intim zu werden.
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Praktische Lösungen gegen die Lustlosigkeit beim Sex:
- Offene Kommunikation:
Der Schlüssel zu einer erfüllten Sexualität liegt in der offenen Kommunikation. Sprich mit deinem Partner über deine Bedürfnisse, Wünsche und auch über deine Ängste oder Unsicherheiten. Je mehr ihr voneinander wisst, desto besser könnt ihr aufeinander eingehen. Scheue dich nicht, auch während des Sex zu kommunizieren. Ein einfaches „Das fühlt sich gut an“ oder „Können wir das etwas langsamer machen?“ kann Wunder bewirken. Bitte bitte trau dich und lass nicht einfach was geschehen, was du nicht wirklich willst! - Emotionale Hygiene:
Nimm dir vor dem Sex Zeit, um deine Gefühle zu reflektieren. Gibt es noch etwas, das dich belastet oder beschäftigt? Wenn ja, sprich es an. Sag deinem Partner: „Weißt du, da ist noch etwas, das ich dir erzählen möchte, bevor wir intim werden.“ So kannst du dein inneres System „aufräumen“ und dich dann voll und ganz auf den Moment einlassen. Wenn es eine spontane Aktion ist, geh kurz in Bad und spür in dich rein, so viel Zeit ist immer 😉 - Achtsamkeit:
Sei dir bewusst, was du „mit auf die Liebeswiese bringst“. Mache vor dem Sex einen kurzen mentalen Check: Wie fühle ich mich gerade? Bin ich wirklich präsent oder noch in Gedanken bei der Arbeit oder anderen Verpflichtungen? Diese Achtsamkeitsübung kann dir helfen, ganz im Moment anzukommen. Gilt übrigens für alle Lebensbereiche, nicht nur beim Sex. - Stressabbau:
Finde Wege, um den Alltagsstress zu reduzieren. Das kann durch regelmäßige Entspannungsübungen, soziale Aktivitäten, Sport oder Hobbys geschehen. Schaffe auch eine entspannte Atmosphäre für die Intimität. Vielleicht hilft ein gemeinsames Bad, eine Massage oder einfach nur Kuscheln, um runterzukommen und um vor allem in Stimmung zu kommen. - Vorherige Klärung:
Wenn du merkst, dass noch etwas zwischen euch steht, sprich es an, bevor ihr intim werdet. Es muss keine lange Diskussion sein, manchmal reicht schon ein kurzer Austausch, um das „Feld zu säubern“ und frei für die Intimität zu sein. Vermeide solche Gespräche nicht, weil du Angst vor dem eventuell schlechten Gefühl und der Sorge, dass danach gar nichts mehr geht, hast. Probiere es aus und du wirst überrascht sein, was manchmal danach doch noch möglich ist, wenn die Luft wieder rein ist. - Alternative Aktivitäten:
Wenn es mal nicht zum Sex kommt, ist das kein Weltuntergang. Fragt euch: „Was machen wir stattdessen?“ Vielleicht ist es einfach ein guter Moment zum Kuscheln, für eine Massage oder um einfach nur zu reden und sich nahe zu sein. Sex ist nicht der einzige Weg, Intimität zu erleben. Seid kreativ und überlegt euch vorher immer mal wieder Aktionen, auf die ihr zurück greifen könnt in solchen Situationen. z.B. gemeinsam was spielen, zusammen duschen, baden, nackt im Regen tanzen oder kochen usw. Lasst eurer Phantasie freien Lauf und durchbrecht die Routine des Alltags. Lacht miteinander und kreiert neue Erlebnisse, die euch verbinden. - Professionelle Hilfe in Anspruch nehmen:
Wenn die Lustlosigkeit beim Sex zu einem anhaltenden Problem wird, kann es hilfreich sein, professionelle Unterstützung zu suchen. Ein Paartherapeut oder Sexualtherapeut kann euch helfen, tiefer liegende Probleme zu erkennen und zu lösen. Denn oft sind es auch versteckte Glaubensmuster oder irgendwelche Überzeugungen, die vielleicht nicht mal deine sind. Häufig liegen auch traumatische Erlebnisse verborgen im Unterbewusstsein, die in solchen Momenten jedoch sehr aktiv und echte Lustkiller werden können.
Denk daran: Eine erfüllte Sexualität beginnt mit Verständnis und Verbundenheit außerhalb des Schlafzimmers. Mit offener Kommunikation, emotionaler Achtsamkeit und der Bereitschaft, an eurer Beziehung zu arbeiten, könnt ihr zu einer lustvollen und erfüllenden Intimität finden. Es ist ein Prozess, der Zeit und Geduld erfordert, aber die Mühe lohnt sich für eine tiefere Verbindung und mehr Freude in eurer Beziehung.