Das Spiel mit Ablehnung und Ausgrenzung

Ablehnung und Ausgrenzung tümmeln sich leider in unserem Alltag, wie die Mücken in einer lauen Sommernacht. (braucht niemand) Wobei es sich besser anfühlt, wenn ich dich ablehne, als du mich. Denn dann liegt die Macht bei mir und ich kann es kontrollieren.

Es kommt mir derzeit vermehrt vor, dass viele Menschen so denken und handeln. Wobei das Thema Ausgrenzung/Ablehnung mich schon mein ganzes Leben begleitet und ich da echt ein gebranntes Kind bin. Somit also kein neuzeitliches Phänomen, aber gerade mal wieder brandaktuell.

Ich mag dir ein paar Beispiele nennen, die mir die letzten Tage sehr ins Auge gestochen sind. Nehmen wir Ricarda Lang (Bundesvorsitzende der Grünen). Keine Sorge, ich will hier keine Werbung für die Grünen machen und du musst auch Ricarda Lang nicht toll finden. Aber wie seit langem gedisst wird, ist nicht ok. Letzte Woche wurde sie sogar öffentlich bedroht und beschimpft. Nicht wegen ihrer politischen Überzeugung, sondern weil sie eine übergewichtige Frau ist. Ja bitte, geht’s denn noch? Was hat denn ihr Gewicht mit ihren Fähigkeiten als Politikerin zu tun? Und mal ganz nebenbei, was ist mit den ganzen Bierbäuchen und Sitzpölsterchen der Herren im Bundestag? Werden die auch entsprechend kommentiert? Hab ich jedenfalls noch nie gehört.

Auch meine Fähigkeiten als Therapeutin/Coach wurden in den sozialen Medien schon des öfteren in Frage gestellt, weil ich auch zur xxxl Fraktion gehöre. Das ist einfach unfair und unangemessen. Ich verstehe den Frust der Menschen und jede*r hat ihr/sein Päckchen zu tragen, aber solche Verhaltensweisen sind keine Lösung. Helfen leider im ersten Moment aber weiter, denn es gibt immer jemanden unter dir, über den du sich stellen und womit du sich aufwerten kannst.

Was lehnen wir wirklich ab?

Ich gebe dir noch ein Beispiel. Der Sohn einer Freundin hat sich in den letzten Wochen sehr zurückgezogen und wollte mit niemandem wirklich reden. Mit seinen 12 Jahren sitzt er in seinem Zimmer und zockt lieber Games, statt sich mit seinen Freunden zu verabreden und seine Jugend zu genießen. Ja okay, die Zeiten haben sich geändert und viele Abenteuer finden inzwischen virtuell statt. Doch so war er früher nicht. Kurze Rede langer Sinn, vor ein paar Tagen gelang es seinem Vater endlich zu ihm durchzudringen und zu erfahren, was zu diesem veränderten Verhalten geführt hat.

Seit einigen Wochen gibt es einen neuen Spieler in seiner Fußballmannschaft, der es scheinbar auf ihn abgesehen hat. Beide spielen auf der gleichen Position und statt es wie echte Jungs auf dem Spielfeld auszutragen, hat der Junge ihn heimlich beim duschen gefilmt und dieses Video mit einem vernichtenden Kommentar bzgl. seiner Behaarung an bestimmten Körperstellen ins Netz gestellt. Natürlich hat es sich in der Mannschaft und unter den Schülern rasend schnell verbreitet. Alle haben ihn damit aufgezogen. Er hat sich in Grund und Boden geschämt und traute sich tagelang nicht mehr in die Schule.

Vermutlich kannst du dir vorstellen, was sowas mit einem 12 jährigen machen kann. Die Eltern stehen ihm bei und unternehmen alles mögliche, um es wieder grade zu biegen. Aber egal was kommt, es macht es nicht ungeschehen. Die gefühlte Ablehnung und Ausgrenzung sind derzeit sein Wegbegleiter und nichts ist mehr so, wie es einmal war. Ich hoffe er ist stark und wird es gut verarbeiten. Aber wofür das alles? Neid? Missgunst? Angst selbst zu versagen? Angst nicht genügend Anerkennung zu bekommen?

Ich bin nicht mal sicher, ob der andere Junge ihn wirklich nicht mag, aber er projeziert seine Ängste, seinen Frust auf andere, um sich selbst nicht als Opfer zu fühlen. Vielleicht erfährt er an anderer Stelle auch Ablehnung und Ausgrenzung, bekommt nicht die Liebe, die er sich wünscht. Und ja, jedes Verhalten hat immer einen Grund und eine Hintergrundgeschichte.

Keiner steht bewusst morgens einfach auf und nimmt sich vor, ach heute lehne ich mal so richtig viele Menschen ab und grenze aus, was ich nicht haben will. Das ist ein schleichender Prozess und geschieht oft ganz unbewusst. Und es gibt so vieles, was uns Angst macht und was wir nicht in unserem Leben haben wollen. Deshalb ist es besser die Macht und die Kontrolle zu behalten, auch wenn es nur eine Illusion ist.

Ursachen für Ablehnung und Ausgrenzung

Ich könnte noch unzählige Beispiele nennen und tief in die Trickkiste greifen, wo die Themen kein Ende nehmen. Themen aus dem öffentlichen Leben wie Rassismus, Antisemitismus, Migrations, die Geschlechter Debatte, Verschwörungstheorien, Empörung über die Politik im allgemeinen, Armut, Krankheit, soziale Ausbeute und Ungerechtigkeit, Klima, Krieg, Kritik am System, Missbrauch, organisierte Kriminalität, Kirche, Glauben, Drogen, Behinderungen, Wohnungslosigkeit, uva.

In jedem Thema wird jemand oder etwas abgelehnt und oder ein bestimmtes Verhalten am liebsten ausgegrenzt. Ich habe über 20 Jahre in der Straffälligenhilfe gearbeitet und mit den unterschiedlichsten Randgruppen zu tun gehabt. Mit Menschen, die unsere Gesellschaft nicht haben will. Mit Verhaltensweisen, die einfach weg sollen. Mach das weg. Wir wollen das in unserer Nachbarschaft nicht. An unserer Schule nicht. In unserem Verein nicht. In unserem Dorf nicht. In unserem Leben nicht. Kennste bestimmt auch, oder?

Und ich kann es ja auch verstehen. Doch Ablehnung und Ausgrenzung sind nie die Lösung für unsere Probleme. Denn alles lässt sich auf uns selbst zurückführen und hat mit uns selbst zu tun. Und das müssen wir uns angucken. Warum haben wir Angst vor Gewalt, vor Ausländern, vor anders denkenden Menschen, vor Kriminellen, vor Arbeitslosigkeit, vor Armut, vor Krankheit usw? Ja klar, alles unbekannte kann erstmal Angst machen. Alles was außerhalb unserer so genannten Komfortzone liegt, kann sich bedrohlich anfühlen. Deshalb wollen die meisten, dass alles so bleibt wie es ist.

WIR WOLLEN KEINE VERÄNDERUNG

WIR WOLLEN NICHT VERZICHTEN

Unser Gehirn mag keine Veränderung und steht total auf Gewohnheiten, selbst wenn sie uns schaden.

Wir wollen auf nichts verzichten, obwohl wir zu viel von allem haben. (es ist nur nicht gerecht verteilt)

3 Urängste, die uns alle betreffen

Zusätzlich können wir die ganze Diskussion hier abkürzen und es auf 3 Urängste runter brechen:

  1. Angst vor Einsamkeit
  2. Angst vor dem Tod
  3. Angst vor Sinnlosigkeit

Alles was wir ablehnen und ausgrenzen, sei es bei anderen oder in uns selbst, lässt sich auf diese vereinfachten reduzierten Urängste runter brechen.

Warum dissen irgendwelche Menschen eine Politikerin für ihre Körperform? Weil es so einfach ist. Weil es von ihren Ängsten /möglichen Unzulänglichkeiten ablenkt, weil sie so ihren Frust loswerden können. Die Grünen fordern derzeit viel Veränderung, Verzicht an unterschiedlichen Stellen und das sorgt für Unruhe. Darauf reagieren wir alle ganz unterschiedlich unterschiedlich. Und manche leider mit unreflektierten unverschämten Beschimpfungen.

Der Tod hat in unserer Gesellschaft wenig Platz und viele haben keinen guten Umgang damit. Dabei ist er eins der sichersten Angelegenheiten in unserem Leben. Es ist so viel einfacher, wenn wir damit unseren Frieden machen, statt ihn zu bekämpfen und nicht wahr haben wollen. Auch da rede ich aus eigener Erfahrung und meiner Tätigkeit als Krankenschwester.

Die Angst vor Sinnlosigkeit nimmt gefühlt gerade massiv zu. Wir stecken mitten in einer Informationskrise. Es gibt einen Überfluss an Informationen und Fake News, sodass wir im Grunde gar nicht mehr eine gemeinsame Wirklichkeit haben. Doch unser Bedürfnis nach Sicherheit entscheidet sich dann einfach für „eine Wahrheit“, hält an ihr fest und lehnt alles andere ab, was wieder unsicher machen könnte. (mal ganz vereinfacht dargestellt)

Zudem haben wir eine Diskussionsklimakrise, wo wir oft gar nicht mehr auf einen gemeinsamen Nenner kommen und es nur noch ums Recht haben wollen, aber nicht mehr um die Sache an sich geht. Ach ja und natürlich die Machtfrage.

Gibt es auch was positives an Ablehnung und Ausgrenzung?

Natürlich gibt es immer zwei Seiten. Wir Menschen bewerten den ganzen Tag und lehnen damit automatisch etwas ab. Ich muss mich entscheiden zwischen Brot oder Müsli. Ich wähle Müsli und lehne damit das Brot heute ab. (das ist jetzt exemplarisch total versimpelt, aber hilft vielleicht es deutlich zu machen, warum es so unbewusst geschieht) Darüber denke ich ja nicht lange nach, das passiert so nebenbei. Und so ist es bei ganz vielen Dingen im Alltag. Wir bewerten etwas, ordnen es ein und handeln entsprechend.

Du hast Angst vor Hunden, gehst joggen und es kommt dir einer entgegen. Puls steigt, Atmung wird flacher und ganz automatisch wechselst du die Seite. Bringst dich in Sicherheit. Den Hund kannst du jetzt mit beliebigen Sachen/Lebenwesen austauschen.

Dabei überprüfst du nicht, ob dieser Hund wirklich eine Gefahr darstellt. Ob die Angst wirklich deine ist, (du jemals etwas schlimmes mit einem Hund erlebt hast), oder du sie nur von einer dir nahestehenden Bindungsperson übernommen hast.

Ohne Bewertungen kämen wir gar nicht zurecht. Wie ist das Wetter? Ah kalt, also ziehe ich mich warm an. Das macht ja total Sinn. Ich sorge gut für mich. Achte auf meine Bedürfnisse und halte mich fern von schädlichen Einflüssen. Das ist super wichtig und richtig.

Auch in Beziehungen ist es wichtig zu spüren, was mir gut tut und was ich so gar nicht haben will. Gesunde Ablehnung. Gesundes Ausgrenzen. Gilt für den Körper und alle Bereiche unseres Lebens. Mach mehr von dem was gut tut und lass weg, was dir schadet. Somit ist es super gut und wichtig, dass wir die Fähigkeit etwas abzulehnen und uns abzugrenzen, haben. Leider sogar oft zu schwach, denn wir sind so verführ- und manipulierbar.

Was ist jetzt die Lösung mit Ablehnung und Ausgrenzung?

Vielleicht hast du schon beim lesen gespürt, dass es ein sehr komplexes Thema ist und ich ganz viele Artikel dazu schreiben müsste, da es so viele unterschiedliche Perspektiven und Ansätze gibt. Weil es sehr psychologische Verhaltensweisen sind, die sich nicht in zwei drei Sätzen erklären lassen. Weil sich, sobald Angst im inneren und äußeren System regiert, alles ändert und verzerrt. Sich dann nicht mehr eindeutig spüren und erkennen lässt, was jetzt das beste ist. Für jeden einzelnen. Für uns alle. (wobei ja auch jeder was anderes für sich braucht und wir alle unterschiedlich sind) Obwohl psychologisch betrachtet ticken wir weltweit gar nicht so unterschiedlich.

Deshalb brauchen wir wieder mehr Klarheit für uns selbst.

Wir brauchen eine klare Sachlichkeit, in der alle Fragen erlaubt sind.

Wir brauchen eine intensive Innenschau und den Mut uns den Ängsten / Traumata und deren möglichen Folgen zu stellen.

Wir brauchen gute Menschen, (na darüber schreibe ich noch mal ausführlicher), die als gute Vorbilder dienen.

Wir brauchen klare Antworten auf diese Fragen: WER SIND WIRWORUM GEHT ES WIRKLICH? – WAS WOLLEN WIR WIRKLICH?

Weg von dem, was wir nicht haben wollen (denn laut dem Gesetzt der Anziehung bekommen wir sonst nur noch mehr davon)

Wir brauchen immer wieder Mediendetox, um uns auf uns selbst zu besinnen. Auf das, was uns gut tut, was uns und unsere Beziehungen stärkt. Was uns aufrichtig glücklich macht. Was uns durchatmen und die Schönheit der Welt und des Lebens bestaunen lässt und die Wunder, die uns jeden Tag begegnen.

Wir brauchen Vertrauen in ein Leben, was es gut mit uns meint.

Wie brauchen gute Coaches, Therapeuten, Trainer, Heiler, Ärtzte, Psychologen, Helfer, die sich den heißen Themen widmen, ganzheitlich hinschauen, über den Tellerrand gucken und miteinander arbeiten.

Wir brauchen wertschätzende offene Räume, offene Herzen für offene Gespräche, in denen konstruktive kreative Lösungen entstehen können.

Wir brauchen die unbändige Lust unser Bewusstsein zu weiten, zu entdecken, was in uns steckt und was wirklich alles möglich ist. Zu verstehen, was uns wirklich glücklich macht.

Wir brauchen Demut, Dankbarkeit, aufrichtige gute Werte, kühne Visionen und Unmengen von Chuzpe.

Last not least die ultimative Antwort überhaupt: WIR BRAUCHEN LIEBE LIEBE LIEBE.

Liebe ist die Antwort auf alle Fragen und jeden Tag zu entscheiden, ob ich aus der Liebe oder Angst heraus denke, fühle und handle, ändert alles.

Was wählst du?

Falls du es nicht weißt, dir gerne noch viel bewusster über dich und deine Motivationen werden und endlich glückliche Beziehungen leben möchtest, dann lass uns jetzt reden.

Love & Hugs, Andrea

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